Das Ende der Arbeit hatte Jeremy Rifkin schon länger (seit 1995) vorhergesagt. Bisher lag er falsch. Richtig ist diese Prophezeiung allenfalls für die geburtenstarken Jahrgänge, die Babyboomer, die ihren Höhepunkt in der Bundesrepublik im Jahr 1964 hatten und somit in etwa 10 Jahren in Ruhestand gehen. Dann möchten sie natürlich ihre Rente beantragen, oder das was noch davon übrig ist. Denn wie soll das Umlagesystem aus einer Zeit von vor mehr als 100 Jahren funktionieren, wenn seine Prämisse einer wachsenden Gesellschaft inzwischen nicht mehr gilt, weil unsere Gesellschaft stark altert? Seit dem Pillenknick mit der auf etwas 1,4 Geburten pro Frau eingebrochenen Geburtenrate Anfang der 70er war das vorhersehbar, nur die Abgeordneten taten so gut wie nichts Konstruktives für den Erhalt eines staatlichen oder privaten Rentensystems.
Drohende Altersarmut durch Rentenkürzung?
Lediglich eine Rentenkürzung – Demographiefaktor genannt – und eine weitestgehend nicht funktionierende stattlich geförderte private Rentenversicherung – Riesterrente tituliert – führten sie ein, die mit ihren in aller Regel sehr hohen Nebenkosten die staatlichen Zuschüsse zu Zuschüssen für die Finanzkonzerne machte, nicht für die Sparer.
Die Alterung und den damit einhergehenden Bevölkerungsrückgang im Rahmen des demographischen Wandels betrachtet Thomas Straubhaar in seinem neuen Buch “Der Untergang ist abgesagt” mit dem Untertitel “Wider die Mythen des demographischen Wandels” als relativ wenig besorgniserregend. Optimismus ist war grundsätzlich gut. Jedoch sollte man die zukünftigen Herausforderungen nicht verharmlosen.
Politische Machtverschiebung in der Wählerschaft
Er geht weniger auf die finanziellen Gefahren ein, die dem Rentensystem drohen, und stellt machtpolitische Verschiebungen in der Wählerschaft in den Vordergrund: “Nicht erst in einer fernen Zukunft, sondern heute schon lässt sich in Deutschland gegen die Macht der Älteren keine Politik mehr machen. Wahlsiege und Mehrheiten gibt es nur noch mit und nicht mehr ohne Zustimmung der Senioren. Wer das verkennt, hat in alternden Demokratien keine politische Überlebenschance. Er wird vom lauten, oft schrillen, manchmal gar gehässigen Protest der Grauhaarigen aus dem Amt gemobbt.”
Allerdings übergeht Straubhaar hier wohl das weit verbreitete Interesse der Großeltern an der Zukunft der eigenen Enkel. Für diese fordert er ein aktives Wahlrecht, das deren Eltern ausüben sollten: “Wenn Kinder von Geburt an das aktive Wahlrecht erhalten, werden sie für die heutige Politik interessanter8er). Sie wären dann nicht mehr länger machtlos und müssten ohnmächtig zusehen, wie ungeniert die älter werdende Gesellschaft von heute zu oft und zu weitreichend die Handlungsspielräume kommender Generationen verengt.” Anschließend verlangt der Autor gegen die sinkenden Geburtenzahlen vorzugehen, indem Einzahlungen in die Rentenkasse von der Anzahl eigener Kinder abhängig gemacht werden. “Wer Kinder hat, soll m Alter eine höhere Rente erhalten als Kinderlose.”
Grundsätzlich will Straubhaar das Potenzial der alternden Gesellschaft besser genutzt wissen und ihre Lebenserfahrung so lange ins Berufsleben einbringen wie irgend möglich. Abschließend konstatiert er dazu, dass die Alterung durch Frühverrentung unnötigerweise zu einem durch die Politik verursachten Problem gemacht worden sei.
Nur kurz weist er auf sehr problematische Entwicklungen hin. Das 2014 beschlossene Rentenpaket (Rente mit 63 aufwachsend mit 65 nach 45 Beitragsjahren) würde jährlich etwa 10 Milliarden zusätzlich kosten oder eine Beitragssatzerhöhung von 0,7 Prozent nach sich ziehen. Weitere Rentenkürzungen scheint er nicht zu befürchten.
Allerdings wurden diese ohnehindeutlich zusammengestrichen. “Für den Standardrentner wird es ungemütlicher” titelt die FAZ und fährt fort: “Unstrittig ist, dass das Niveau der gesetzlichen Rente von heute 51 Prozent auf 43 Prozent im Jahr 2030 sinken wird. Das bedeutet: Ein „Standardrentner“, der 45 Jahre lang durchschnittlich verdient und Beiträge gezahlt hat, bekommt dann nur noch 43 Prozent des durchschnittlichen Nettoverdienstes aller Beschäftigten.” Dazu wäre anzumerken, dass es immer wenige Standardrentner gibt, weil die Erwerbsbiographien aufgrund Arbeitslosigkeit, Elternzeit und langer Praktika sowie Teilzeitarbeit und geringfügiger Beschäftigung zunehmend lückenhafter wurden.
Vorsorgerechner und Entnahmeplan kalkulieren
Mit diesem Zinseszinsrechner sollte jeder einmal für sich nachrechnen wie man welche Beträge bei welchen Zinssätzen für Sparbuch, Bausparer oder Aktienfonds (6-8 Prozent langfristig) anspart.
Mit dem Entnahmeplan-Rechner sollte parallel kalkuliert werden, wie lange oder in welcher Höhe eine Zusatzrente bei unterschiedlichen Zinsen und einem bestimmte Kapital ausreicht.
Im Ergebnis sollte sich jeder schnell zu einer fundierten Altersvorsorgestrategie entscheiden.
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